DRACULA
embrace your inner evil

eine Lecture Performance von neverendingstory.

BROTFABRIK BONN




Die Ursprünge des Vampirmythos reichen in der Geschichte der Menschheit so weit zurück, dass Beginn und Ursprung nicht eindeutig lokalisiert werden können. Der angebliche Archetypus eines Vampirs – Graf Dracula – stellt an sich kaum mehr als eine fiktive männliche Gestalt innerhalb eines Romans dar, die der Autor Bram Stoker 1897 im prüden viktorianischen Zeitalter Englands erfunden hat. Der Graf als kultivierter Gentleman prägt bis heute unser gängiges Bild von einem Vampir. Auf ihn und seine blutdürstigen Kinder werden bis heute Sehnsüchte und Ängste projiziert. Aber was ist das eigentlich für eine morbide Faszination für die grotesken und mörderischen Kreaturen der Nacht?
Der Vampir ist das Symbol der ewigen Jugend, der ewigen Liebe und des ewigen Lebens. Er hat den Tod überwunden und unterliegt keiner Macht, außer der Eigenen. Er lebt in der Nacht, seine Domäne ist der geheimnisvolle Raum zwischen Diesseits und Jenseits. Die Vampirin ist die verkörperte Grenzüberschreitung. Sie nimmt sich was sie will und hält nicht viel von Kinderaufzucht und Triebunterdrückung.
Die besten Vampirgeschichten sind immer solche, die – wenn auch nur im Subtext – anklingen lassen, dass etwas verhandelt wird, womit sich die herrschende Ordnung nur ungern anfreunden mag.
Die vermitteln, dass es ein Glück jenseits des bürgerlichen Ideals gibt. Die Wahl des Horrormotives ermöglicht es gesellschaftliche und eigene ausbeuterische Beziehungen zu thematisieren – politische, wirtschaftliche, psychologische, kulturelle und sexuelle.
Doch von den einst so unersättlichen und unbarmherzigen Blutsauger*innen ist nicht mehr viel übrig geblieben. Anstatt Tod und Verderben zu bringen, versprechen sie ihren Opfern heutzutage vor allem eins: die ewige Liebe. Die Vampir*innen des 21. Jahrhunderts sind in konservative Kuschelrockfans verwandelt worden, die sich vegan ernähren und lieber Bücher lesen als schöne Frauen- und Männerhälse auszusaugen.
Auf der Suche nach einem neuen Bild für Vampir*innen, erwecken die Performer*innen Christina Schelhas und Mario Högemann auf humorvolle und spielerische Weise die Mythen der Vergangenheit wieder zum Leben und untersuchen die Relevanz des Vampirmythos für unsere Gesellschaft. Die charmanten Moderator*innen führen Sie durch den Abend und wagen sich bei ihrer blutigen Kulturanalyse an eine Dekonstruktion des Bösen. Sie entstauben dabei eine heteronormative Geschichtsschreibung und debattieren auf sehr persönliche Weise über weibliche und männliche Sexualität. Galileo trifft auf Rocky Horror Picture Show!


©Thilo Beu

Von und mit: Mario Högemann, Barbara Lenartz, Christina Schelhas, Elisabeth Schelhas
Musik: Malte Viebahn & Lukas Schäfer
Produktionsassistenz: Pia Rodriguez
Licht: Markus Becker & Florian Hoffmann

Premiere 28. Juni 2018 um 20 Uhr in der Brotfabrik Bühne Bonn eine Produktion von neverendingstory.